In der Klingsackertanne stirbt Pfungstadts Wald

Der Ortsverband war hoch erfreut: Die GRÜNE Wald-Veranstaltung am 23. Mai 2019 war offenbar auf viel Interesse gestoßen und gut besucht. Die Nachfragen aus dem Publikum zeigten deutlich, was die fast 30 BesucherInnen am meisten beschäftigte: Was kann man konkret tun? Wald- und Forstexperte Dr. Arnulf Rosenstock hatte darauf zwar konkrete Antworten zu geben, ließ aber gleichzeitig keinen Zweifel daran, dass die politische Umsetzung Kärrner-Arbeit sei.

Der GRÜNE Gerald Hoffmann führte mit ein paar Daten über die Größe, Lage, Bodenbeschaffenheit und derzeitige Verteilung der Baumarten des Pfungstädter Kommunalwaldes in das Thema ein. Hauptbaumart ist mit 75 % nach wie vor die Kiefer. Ziel der Stadt Pfungstadt ist es in den nächsten 10 Jahren den Anteil der Kiefern zu reduzieren und den Anteil der Eichen zu erhöhen. Thema des Abends sollte aber hauptsächlich der Zustand des Pfungstädter Waldes nördlich des Sandbaches sein. Und hierzu stellte Gerald Hoffmann fest: „Mittlerweile ist es sichtbar für jeden, der unseren Wald nördlich des Sandbaches und der Umgehungsstraße (Gemarkung Klingsackertanne) besucht oder nach Darmstadt durchquert oder auf der Autobahn A5 oder 67 entlangfährt und nach rechts und links schaut, dass der Wald am Sterben ist bzw. in großen Flächen bereits kein Wald mehr ist.“

Der stellvertretende Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Kreis Darmstadt-Dieburg und ehemalige Forstamtsleiter Dr. Arnulf Rosenstock stellte seine Sicht der Dinge vor: Er sah einen Zusammenhang mit der Grundwasserentnahme der drei Pfungstädter Wasserwerke, alle am westlichen Rande des Waldes gelegen. Rosenstock sprach hier von einem 40 Hektar großen Grundwasserabsenkungstrichter. Dieser entsteht, wenn mehr Grundwasser entnommen wird, als nachgebildet werden kann.

    Rosenstock sprach von der „Krake“ Hessenwasser. Dieser Zusammenschluss der südhessischen Wasserversorger würde mit den jährlich entnommenen Grundwasser-Mengen, mit denen auch der ganze Frankfurter Raum versorgt würde, mit 37 Mio. m³ deutlich mehr Grundwasser entnehmen, also sich durch Niederschläge neu bilden würde (ca. 25 Mio. m³) – der Rest würde durch Infiltration wieder aufgefüllt. Bestimmte Waldgebiete würden aber durch die jetzige Infiltration von Rheinwasser nicht mitversorgt. Langfristig gäbe es einen ganz deutlich nachweisbaren Zusammenhang zwischen den immer größer werdenden Fördermengen und dem Sinken des Grundwasserspiegels – trotz der Infiltration. Dabei gehe es nicht darum, dass die Baumwurzeln direkten Zugriff aufs Grundwasser bräuchten – das wäre hier in Pfungstadt ohnehin nicht gegeben. Das Absenken des Grundwasserspiegels würde aber dazu führen, dass die Bodenschichten über dem Grundwasser immer weniger feuchtigkeitsgesättigt wären, sich verdichten und zunehmend austrockneten.
Rosenstock plädierte dafür, dem Erhalt von Naturschutzgebieten und Waldgebieten hohe Priorität einzuräumen und diese systematisch zu bewässern. Ein Anfang muss mit der Wiederbewässerung des Pfungstädter Moores gemacht werden. Hier muss „viel Geld“ in die Hand genommen werden, um wieder aufzuforsten und über mehrere Jahre hinweg systematisch immer wieder nachzupflanzen. Der Boden muss verschattet werden. Interessanterweise hält Herr Dr. Rosenstock die Eiche für Nachpflanzungen weniger geeignet und favorisiert als Laubbaum die Linde und nach wie vor die Kiefer.
Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Durchsetzung solcher – eigentlich von vielen Fachleuten als sinnvoll anerkannten – Maßnahmen auf der politischen Ebene das „Bohren dicker Bretter“ bedeutet. Dies nicht zuletzt wegen des Verursachers Hessenwasser, der so mächtig ist und an so vielen Schaltstellen sitzt, dass eine Kontrolle von außen nicht mehr gegeben ist. Aber, so das Schlusswort: „Ein Weiter-So“ ist die schlechteste aller Lösungen!, rief der engagierte Fachmann in den Sitzungsraum der Büchner-Villa und erntete begeistertes Echo und viel Applaus bei seinen Zuhörerinnen und Zuhörern.

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