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Zum Artikel „ Es grünt für den Hessentag“: Darmstädter Echo vom 17.03.2022, S.16
Desaster
Brot statt Parkplätze Es ist bizarr, in welcher Welt wir leben. Für das sogenannte Landesfest Hessentag verwandelt die Stadt Pfungstadt 50 Hektar besten Ackerlandes in Grasflächen. Diese Grasflächen haben weder einen ökonomischen noch einen ökologischen Nutzen. Schlimmer noch als das ökologische Desaster, welches die Umwandlung von Ackerflächen in Parkplätze bedeutet, ist, dass die Flächen über drei Jahre nicht mehr für den Anbau von zum Beispiel Getreide genutzt werden können. Gerade bewegt sich unser Planet auf eine Hungerkrise zu, da die Weizenlieferungen aus der Ukraine auszufallen drohen. Auch Russland hat bereits den Export von Weizen stark reduziert. Beide Länder sind die Hauptlieferanten dieses Getreides für den Nahen Osten und Afrika. Auch bei uns zeichnet sich eine Mangelsituation ab. Schon steigen die Preise für Weizen stark an. Ist es da tatsächlich zu verantworten, dass „just for fun“, und nichts anderes ist ein Hessentag, die mögliche Produktion von Nahrungsmitteln verhindert wird?
Pro Hektar können acht Tonnen Weizen produziert und daraus 6160 Kilo Mehl gewonnen werden. Für ein Kilo Brot werden rund 850 Gramm Mehl benötigt. Das heißt, mit nur einem stillgelegten Hektar Ackerland wird die Herstellung von 7250 Broten verhindert. Multipliziert mit 50 Hektar und auf drei Jahre gerechnet, ergibt das die stattliche Summe von 1 087 500 Broten, welche für die Ernährung von hungrigen Menschen verloren gehen. Wer will das verantworten?
Alfred Hensel
Darmstadt
Aus dem Darmstädter Echo vom 7. Februar 2020
PFUNGSTADT - Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) im Landkreis und in der Stadt Darmstadt hat nun von der Landesregierung gefordert, das Pfungstädter Moor als Ausgleichsmaßnahme für die beim Hessentag in Pfungstadt zu erwartenden Umweltschäden bis 2023 wiederherzustellen. Wie berichtet, ist das Pfungstädter Moor in den vergangenen Jahren zusehends ausgetrocknet. Um das Naturschutzgebiet im Süden der Stadt zu erhalten, soll das 97 Hektar große Areal bewässert werden. Allerdings kann die Rettungsaktion frühestens 2021 beginnen. In diesem Jahr noch will das Regierungspräsidium Darmstadt prüfen lassen, ob ein Rohrsystem genutzt werden kann, mit dem bereits von 1999 bis 2008 das Moor vor dem Austrocknen bewahrt worden ist. „2023 wird Pfungstadt den Hessentag ausrichten. Der hessische Ministerpräsident erwartet, dass die Stadt mit ihrer einzigartigen Kulturlandschaft, dem hessischen Ried, ein hervorragender Gastgeber sein wird“, schreibt nun der BUND. Die Freude über ein hessisches Bürgerfest werde allerdings getrübt durch die massiven Umweltschäden, die der Klimawandel in Pfungstadt und im Ried unübersehbar bereits angerichtet habe. „Es ist zu erwarten, dass Anreise und Aufenthalt von etwa einer Million Besuchern ganz unweigerlich weitere Schäden mit sich bringen werden, zumal Pfungstadt derzeit weder über eine starke Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr verfügt noch über ausreichende Möglichkeiten, die zu erwartenden Blechlawinen unterzubringen.“ Der BUND in Darmstadt und im Landkreis fordert deshalb, dass der Hessentag „umweltfreundlich“ werden muss. Darauf solle sich die Planung von Anfang an ausrichten. Der Nahverkehr soll frühzeitig ertüchtigt werden und jede Flächennutzung für den Hessentag letztlich zu einer Aufwertung der Flächen führen, heißt es weiter. Weil aber selbst bei kluger Organisation Umweltschäden unvermeidlich seien, fordert der BUND von der Landesregierung „beherzte Ausgleichsmaßnahmen“ und hat dafür auch gleich einen ersten naheliegenden Vorschlag: die Wiederherstellung des Pfungstädter Moors. Die Entwässerung dieses einst wunderbaren Naturschutzgebiets im Hessischen Ried, das zugleich ein bedeutender CO2-Speicher ist, sei „ein Naturfrevel“. Seit Jahren warte das Moor auf seine Wiedervernässung. Es ist längst klar, was zu tun wäre, nur die Entscheidung der zuständigen Behörden lässt wieder und wieder auf sich warten. Anlässlich des Hessentags 2004 in Heppenheim sei das Naturschutzzentrum Bergstraße eingerichtet worden. „Wir fordern zum Hessentag 2023 ein ähnliches Signal, nämlich dass bis dahin das Schutzgebiet Pfungstädter Moor wiederhergestellt und dauerhaft eingerichtet ist. Dazu ist die Wiedervernässung nur ein Teilschritt“, schreibt der BUND. Erforderlich sei eine „zügige und großzügige Gesamtkonzeption mit modernisierten Schutzverordnungen für das Moor und sein Umland“. Besser noch wäre die Umsetzung der Empfehlungen des Runden Tischs Ried bis zum Hessentag: „Wenn auf diese Weise eine Natur-Oase im Ried wiederhergestellt würde, dann wären Rummel und Umweltbelastung, die das Fest der Hessen mit sich bringt, besser zu verkraften und ein Teil der entstehenden Klimagase könnte langfristig gebunden werden.“
Bei der Sitzung des Ortsverbands am 22. November 2018 haben die Pfungstädter Grünen ausführlich über die Idee diskutiert, den Hessentag 2023 in Pfungstadt auszurichten. Insgesamt überwiegen die Bedenken – nicht nur wegen der hohen Kosten für die Stadt, sondern insbesondere wegen der zu erwartenden massiven ökologischen Belastungen. Bürgermeister Koch spricht von bis zu 8,5 Mio. € Landeszuschüssen, wovon 2 Mio. als Defizit-Ausgleich verwendet werden dürfen und vermutlich auch verwendet werden müssen. „Es ist zu vermuten, dass auch die anderen hessischen Städte, die den Hessentag ausgerichtet haben, zu Beginn und in der politischen Entscheidungsphase fest entschlossen waren, keine Defizite auflaufen zu lassen. Wir kennen das doch von vielen anderen Projekten, dass ein solcher Sparsamkeits-Vorsatz zwar honorig ist, aber praktisch nie eingehalten wird: Irgendwie wird es zuletzt immer teurer als gedacht!“, meint Jenny Beutler, GRÜNE OV-Vorsitzende. Vor einer endgültigen Positionierung soll aber die Vorlage eines Konzeptes abgewartet werden, aus dem Inhalte, Kosten und Finanzierung deutlich werden. Ihr Co-Vorsitzender Klaus Marake äußert die Befürchtung, dass vermutlich der größte Teil der 6,5 Mio. € Landeszuschüsse dafür benutzt wird, Zufahrtstraßen und Parkplätze zu errichten. „Wenn der infrastrukturelle Schub für Pfungstadt darin besteht, weitere Flächen von Pfungstadt zuzubetonieren und Grünflächen zu zerstören, empfinden wir den Hessentag weder als förderlich für die Stadt noch als Zukunftsprojekt.“ Dabei gebe es natürlich viele Infrastruktur-Projekte, die wichtig für Pfungstadt wären: Wenn der Hessentag in Pfungstadt statt großer Konzerte kleinere Beach-Partys in einem neuen Schwimmbad bedeuten würde, wenn Pfungstädter Moor und Pfungstädter Wald besser geschützt würden, wenn die Radwegeverbindungen verbessert und ausgebaut würden – das alles fänden die GRÜNEN gut und wichtig. „Aber es ist ja keine Landesgartenschau, die hier angestrebt wird, sondern eine mehrtägige Riesenfete, die 10-tausende Parkplätze braucht und die die Stadt massiv belasten wird
Der GRÜNE Stammtisch lädt wieder ein: Stammtisch am Fr. 8.11. ab 19 Uhr in die Kirchmühle.
- Kurz nach der Wahl in Amerika haben wir sicher viel Redebedarf.
- Zum geplanten Schwimmbad wird es neue Entwicklungen geben.
Ein weiteres Thema kann der geplante Umbau der Major-Karl-Plagge-Kaserne im Bannwald sein.
Die Kirchmühle ist normalerweise geschlossen, aber für den Stammtisch offen - es werden Getränke und Knabbereien serviert.
Das Aktionsbündnis "Pfungstadt hilft der Ukraine" bittet um Spenden, um Transporte von Hilfsgütern in die Ukraine finanzieren zu können! Spendenkonto der Stadt Pfungstadt:
Magistrat der Stadt Pfungstadt, IBAN: DE47 5085 0150 0029 0001 66, BIC: HELADEF1DAS (Sparkasse Darmstadt) mit dem Stichwort bei Verwendungszweck: "Transport"
---> Flyer zur Spendenaktion
Naturfreunde Pfungstadt sorgen sich um das Pfungstädter Moor
Wo bleibt das Wasser für unser Moor? Das fragen sich die Naturfreunde Pfungstadt und fordern eine zügige Wiedervernässung des Pfungstädter Moors, ein Ende des Redens und ein entschlossenes Handeln.