Pressemitteilung 01.02.21: Wasser marsch! Das Hochwasser täuscht - Das Grundwasser ist zu niedrig, der Wald ist zu trocken.

Geht Pfungstadts Wald das Wasser aus?

Das nassgraue Regenwetter lässt in der Pandemie den weltweiten Klimawandel fast vergessen. In Deutschland ist seit 1881 jährlich ein Temperaturanstieg in Deutschland von +1,6° C zu erkennen, wenn man den Trend der durchschnittlichen Temperaturentwicklung (www.dwd.de) der letzten Jahre betrachtet. Die Jahre seit 2018 waren nicht nur zu warm, sondern insbesondere im hessischen Ried bis auf wenige Ausnahmemonate durchgehend zu trocken. Der Klimawandel macht auch vor Pfungstadt nicht halt. Die Folgen der langjährigen Dürre sind bei einem Spaziergang im Wald, beispielsweise in der Malcher Tanne entlang der Rhein-Neckar-Bahn zu sehen, erklärt der Ökologe Dr. Jens Riede: „Der Wald ist massiv geschädigt, abgestorbene und umgefallene Bäume wo man hinschaut. Auf den entwaldeten Flächen fühlen sich invasive Pflanzenarten wie die spätblühende Traubenkirsche pudelwohl“.

Auch das Niederschlagsverhalten ändert sich. Bundesweit ist durch den Klimawandel 8% mehr Niederschlag zu erwarten, aber: „Der klassische Landregen der letzten Tage wird ein immer seltener zu beobachtendes Ereignis. Schauer und Starkregenereignisse häufen sich schon jetzt“, stellt Kai Schütz, Wasserversorgungsingenieur, fest. „Die ausgetrockneten Böden können den Regen daher häufig nicht aufnehmen, das wertvolle Wasser fließt ab, ohne die Böden nachhaltig mit Wasser zu versorgen. Das ist nicht nur für Wald, Bäume und das Pfungstädter Moor problematisch. Das direkt abfließende Wasser trägt nicht zur Grundwasserneubildung bei und fehlt langfristig so auch dem Grundwasser“ sorgt sich Schütz. Bereits aktuell liegt der Grundwasserstand teilweise im Bereich des unteren Grenzgrundwasserstands (www.grundwasser-online.de). Bei strenger Auslegung durch das Regierungspräsidium könnte eine Unterschreitung zu Wasserförderbeschränkungen im Sommer oder zu Verboten von Siedlungserweiterungen führen, wenn der Wasserbedarfsnachweis nicht mehr erfüllt werden kann. In den letzten Sommern war zu lesen, dass verschiedene Gemeinden durch Feuerwehr oder Fernwasserversorger zusätzlich mit Trinkwasser versorgt werden mussten oder es, wie 1991, zu Verboten der Gartenbewässerung kam. Perspektivisch ist dies auch in Pfungstadt nicht auszuschließen.

Es ist jetzt an der Zeit, Wege und Konzepte zum Ersatz von Trinkwasser zu finden. Selbst wenn die Pariser Klimaziele eingehalten werden und die globale Temperatursteigerung auf dem Niveau von    + 1,5° C gehalten werden kann, bedeutet das eine Veränderung unseres Wasserhaushaltes.

Die GRÜNEN wollen sich in den kommenden Jahren dafür einsetzen, dass Pfungstadt in der bestehenden Partnerschaft zum Techniktransfer auch von Namibia lernt – dort gibt es aufgrund des Wassermangels neben dem Trinkwassernetz eine Grauwassernutzung. Selbstverständlich lässt sich dies nicht 1:1 übertragen, die Idee jedoch sticht: Nicht für jeden Zweck benötigt man Trinkwasser. Beispielsweise kann Trinkwasser, welches zum Duschen oder Händewaschen genutzt wurde, gespeichert und ein zweites Mal für die Toilettenspülung genutzt werden, bevor es in die Kläranlage fließt. Öffentliche Gebäude sollten hier Vorbildfunktion haben. Auch die Nutzung des Niederschlagwassers von den Dächern in Gärten und Toiletten ist ein Mittel, um Trinkwasser sinnvoll zu ersetzen. Entsiegelung von Flächen ist ein weiterer Punkt, mit dem die GRÜNEN eine verbesserte Versickerung des wertvollen Nass erreichen wollen. „Den Niederschlag können wir zumindest kurzfristig nicht verändern, unsere Nutzungsgewohnheiten schon“, sagt Kai Schütz. JR

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